Weder der Verband noch die National League sind bereit, den Klubs der Swiss League nächste Saison in einem grösseren Umfang als bisher finanziell zu helfen. Es gibt keine Erhöhung der finanziellen Zuwendungen und keine Anpassung der Strukturen. Für die Klubs der zweithöchsten Liga heisst es weiterhin: Vogel friss oder stirb. Arrangiert euch mit den tristen Verhältnissen oder lasst es halt bleiben und steigt freiwillig ab wie Langenthal.
In der Verantwortung würde eigentlich der Verband stehen. Die National League ist juristisch eigenständig. Die Swiss League hingegen gehört zum Verband, der sich eigentlich um das Wohl dieser Liga kümmern müsste. Aber ausser warmen Worten gibt es weiterhin nicht mehr als bisher.
Die Frage nach der Zukunft der Swiss League geht an Verbands-Geschäftsführer Patrick Bloch. Er kümmert sich neben seiner immensen Arbeitsbelastung auch noch um die Swiss League und erklärt in einer ausführlichen Stellungnahme die Strategie. Wem die ganzen Erklärungen etwas zu langweilig sind, der überspringe seine Ausführungen. Das Wesentliche kommt nach den Erklärungen des obersten Verbands-Bürogenerals.
Die Frage war unter anderem, ob vom Geld, das durch den neuen Sponsor Swiss Life zusätzlich in die Verbandskassen fliesst, auch etwas an die Klubs der Swiss League gehe.
Hier kannst du zum Wesentlichen springen. Oder die Verbands-Ausführungen lesen.
Der langen Worte kurzer Sinn: Der Verband erbringt lediglich wie bisher seine höchst bescheidenen Leistungen für die Liga, die als Unterbau zur National League und als Ausbildungsliga von zentraler Bedeutung ist. Geld wäre in den Verbandskassen mehr als genug da. Aber es fehlt am Willen, es zum Wohle der Entwicklung unseres Hockeys zu investieren. Und es fehlt in den Verbandsbüros an Ideen.
Nun ist Chur in die Swiss League aufgestiegen – und endlich bewegt sich etwas. Chur redet nicht nur von einer Revolution wie Oltens Präsident Marc Thommen.
Die Saison wird ohne Ausländer begonnen. Das Budget von rund drei Millionen wird so entlastet und primär in die Förderung junger Spieler investiert. Chur ist über die Autobahn leicht erreichbar und hat ein grosses Einzugsgebiet: Hier lässt sich eine grosse Nachwuchsbewegung aufbauen. Bereits jetzt trainieren und spielen unter dem Dach des Klubs über 150 Junioren.
Chur ist mit den SCL Tigers eine Partnerschaft eingegangen und hilft den Emmentalern dabei, junge Spieler an die höchste Liga heranzuführen. Wenn die Langnauer im Laufe der Saison einen 7. Ausländer engagieren werden, dann kann es sein, dass er, um in Form zu bleiben, mal bei Chur mitspielt. Da es in der Swiss League keinen Absteiger gibt, ist der Verzicht auf Ausländer ein vertretbares Risiko.
Revolutionär ist auch das Geschäftsmodell. Es ist dem Trainerduo Reto und Jan von Arx gelungen, weitere prominente Spieler für den EHC Chur zu gewinnen. Letzte Woche ist die EHC Chur AG ins Handelsregister eingetragen worden. In der Swiss League ist die Rechtsform der AG zwingend vorgeschrieben. Das einbezahlte Aktienkapital beträgt 200'000 Franken. Das ist eigentlich nicht viel.
Aber was zählt, sind die Namen jener, die dieses Kapital gemeinsam einzahlen: Leonardo Genoni, Enzo Corvi, Raëto Raffainer, Nino Niederreiter sowie Reto und Jan von Arx plus einige Granden aus der lokalen Wirtschaft.
Die beiden Trainer Reto und Jan von Arx werden also Mitbesitzer ihres Klubs. Im Mandat arbeitet in der Marketing-Abteilung ein interessanter Name aus dem Kosmos der Swiss League: Peter Rötheli, einst in Olten Geschäftsführer mit Kultstatus.
Der EHC Chur ist also sozusagen ein Hockey Start-up. Eine weitere Aufstockung des Aktienkapitals ist geplant.
Erstaunlich ist dabei, dass die SCL Tigers (186 Kilometer entfernt) und nicht der HC Davos (41 Kilometer entfernt) die Chance nützen, junge Spieler in einem Farmteam in der Swiss League weiterzuentwickeln. Bis heute ist es nicht gelungen, eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Chur und Davos aufzugleisen. Nun aber melden Gewährsleute, Davos habe signalisiert, man sei an Gesprächen interessiert.
Tja, wenn sogar Leonardo Genoni mitmacht, kann man doch als HC Davos nicht einfach mehr in den Bergen oben schmollen.
Chur zeigt, wie es gehen kann: nicht auf Verbandshilfe warten (die sowieso nie kommt). Es geht nur mit Eigeninitiative, Ideen und Leidenschaft. Und es ist überaus erfreulich, wenn sich Spieler, die es schon zu Ruhm und etwas Eigenkapital gebracht haben, für die Basis unseres Hockeys engagieren.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte